Mittwoch, 3. Oktober 2012

Babbo Restaurant - New York City

Wie schon mehrfach erwähnt kamen wir auf das Babbo Restaurant durch die Lektüre eines Buches. Dieses Buch war ein Weihnachtsgeschenk an Michael von Freunden aus Berlin. Die hätten wohl nie geahnt, was dies nach sich ziehen würde. Nun sind wir natürlich nicht allein wegen des Babbo nach New York geflogen. Aber als der Entschluss zu dieser Reise einmal feststand kam uns recht schnell die Idee, wenn wir schon dort wären, dann auch das Babbo zu besuchen. Gesagt. Getan. Und so ist hier nun -endlich- eine Restaurantkritik zu lesen.



Das Babbo befindet sich in einer vergleichsweise ruhigen Straße im West Village ganz in der Nähe des Washington Square Parks und sieht wie die ganze Gegend schon nett und lauschig aus. Da an allen in Frage kommenden Abenden das Lokal schon mehrere Wochen im vorraus ausgebucht war haben wir uns entschieden, dort gepflegt zu lunchen und zweimal das viergängige Lunch Tasting Menu bestellt. Ganz nebenbei hat dies auch die Reisekasse geschont. Nach einem sehr leckeren amuse gueule -bestehend aus Bruschetta mit Kichererbsen- ging's auch direkt los.

Was hat man schon unzählige Male in besserer oder schlechterer Variation gegessen? Genau, Insalata Caprese, hier nun bezeichnet als Babbo Caprese with Heirloom Tomatoes and Mozzarella di Bufala. Wenig originell, denkt man sich. Aber dann... kommt das ganze mit nicht alltäglichen Tomatensorten, dunkelblättrigem Basilikum und einem Mozzarella, der wirklich mal nach was schmeckt. Natürlich ist auch das Olivenöl besser als jedes, dass man hier im Supermarkt kaufen kann und so schmeckt ein vermeindlich bekanntes Gericht neu und irgendwie anders und viel leckerer und spannender als man es  erwartet hatte. 

Da sitzt man nun, muss notgedrungen Smalltalk mit dem Kellner halten (der es scheinbar wahnsinnig spannend findet, Gäste aus Europa zu bewirten) und freut sich auf den zweiten Gang. Der kommt auch sogleich, das ist ein Vorteil, wenn man das Menü bestellt.
Der zweite Gang (bzw. 1. Hauptgang oder primi piatti) ist Pasta, genauer gesagt Orecchiette with Broccoli Rabe Pesto. Wie wir im Vorfeld gelesen haben werden hier die Orecchiette von Hand gemacht indem man kleine Stücke Nudelteig auf ein Stück Holz drückt bis sie die gewünschte Wölbung und Oberflächenstruktur haben. Nur dann bleibt auch die gewünschte Menge Sauce daran haften. Ich bin kein großer Fan von Broccoli aber dafür kann der Koch ja nichts und ich muss anerkennen, dass dieses Gericht hervorragend zubereitet und trotz Broccoli auch nicht unlecker war. 
Der gesprächige Kellner gießt alle drei Schlucke unsere Wassergläser nach und ich wundere mich, das ich viele Fragen beantworten soll. Die Frage nach meinen Gründen dafür, alles zu fotografieren kommt allerdings nicht.

Statt dessen schwebt der mit den größten Erwartungen verknüpfte secondi piatti auf unseren mit einem Löffel von Brotkrümeln befreiten Tisch. Es gibt Grilled Heritage Pork Loin with Braised Fennel and Apricot Vinaigrette. Der Fenchel schien uns in Rotwein gegart worden zu sein und war unglaublich, also wirklich unglaublich (!) lecker. Harmonisch gesellte sich dazu die Aprikosen-Vinaigrette und das Fleisch...? War trocken. Ob das so gewollt war? Wir haben nicht gewagt zu fragen.
  Aber trotz all des Lobes für die anderen Speisen ist man doch ein wenig enttäuscht, wenn ein wesentlicher Hauptdarsteller eines Menüs so aus der Reihe tanzt.

Den letzten freien Platz in unseren Mägen gedachten wir nun mit vorzüglichem Dessert zu füllen. Die Karte hatte uns Olive Oil and Rosemary Cake with Olive Oil Gelato versprochen. Zu unserer Überraschung bekamen wir aber zwei unterschiedliche Desserts, nicht auf Grund einer Verwechselung in der Küche sondern wegen einem uns wohlgesonnenen Küchenchef. All die Fotoknipserei hatte wohl doch unseren Entdeckergeist offenbart und so war man in der Küche der Ansicht, wir sollten noch die Möglichkeit haben, eine Kreation mehr zu begutachten:


Pistazieneis auf Schokomürbteig-Taler mit Schokoladenüberzug auf Pistazien-Saucenspiegel. Beide Desserts haben unsere Gaumen erfreut. Dem Küchenchef müssen wir unseren Dank aussprechen, denn das Pistazieneis hat uns noch einen Tick besser gemundet als der Kuchen. Mal von der Deko abgesehen haben wir dort das Rosmarinaroma vergeblich gesucht, statt dessen schmeckte er nach Zitrone. Lecker war es trotzdem und dazu natürlich spannend für Dessertfans wie mich.


Den Abschluss der Völlerei (ja, nach den vier Gängen waren wir dann doch rechtschaffend vollgestopft) machte für mich ein Cappuccino. Die dazu dargebotene "Süßungskiste" ist allerdings noch eine Erwähnung wert. Hier fanden sich zu Würfeln gepresster Puderzucker, brauner Zucker, Süßstoff und Kandiszucker am Spieß stilvoll zusammen.



Abschließend können wir sagen dass das Preis-Leistungsverhältnis hier wirklich gut ist sowohl im Vergleich zu Deutschen Restaurants als auch zu den dortigen Lokalen, die wir noch gesichtet haben. Die Gerichte sind nicht alltäglich -zumindest für uns nicht-, handwerklich gut gemacht und haben uns, vom Fleisch mal abgesehen, wirklich durchweg gut gemundet. Ohne diesen Ausreisser würden wir das Niveau im Babbo auf Deutsche Ein-Sterneküche hochloben. Als vergleichbares Restaurant fällt uns die Villa Medici in Münster ein.

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